StartFragment
Von Moab geht's ins Goblin Valley. Tausende natürliche kleine Sandstein-Figuren stehen in dieser Landschaft herum. Manchmal sehen wir in ihnen Gesichter mit Hüten, und von hinten sieht die Figur vielleicht aus wie ein Delphin. Der Phantasie ist hier keine Grenze gesetzt.
Thema Wechsel, Tage später:
Schon mal vom Pony-Express Trail gehört? Der von 1860 - 1861 betriebene schnellste Postlieferdienst führte 3'000 km durch Nordamerika, von Missouri über die Rocky Mountains nach Kalifornien. Die Reiter durften nicht älter als 18 sein, stark und unverfroren, bereit, jede Strapaze auf sich und jederzeit den Tod in Kauf zu nehmen. Bei Zwischenstationen haben sie in kurzer Zeit das Pferd gewechselt und sind weitergeprescht. Die ganze Tour dauerte 8 Tage, die Schnellsten schafften es in 7.
Wir haben eine zweitätige Offroad-Tour durch die Wüste von West-Utah und Nordost-Nevada gemacht. Immer möglichst nahe dem ursprünglichen Pony-Express Trail entlang. Wir können uns gut vorstellen, was diese Burschen durchgemacht haben. Kantige, steinige Berge, riesige trockene Wüstentäler, heiss am Tag und eiskalt in der Nacht. Durst, Hunger, Einsamkeit und ständige Angst vor Fehltritten des Pferdes, welches das eigene Leben gefährdet, oder vor Räubern.
Am Abend des ersten Tages kommen wir in der Prärie tatsächlich an ein paar Häusern und vielen Kühen vorbei. Wenn die hier zum Einkaufen fahren, müssen sie mindestens 88 Meilen (141 km) Staubpisten bis zur nächsten Einkaufsmöglichkeit hinlegen. Und falls die hier Post erhalten, kommt nicht ein Reiter, sondern FedEx oder UPS!!!!!!!!! Ehrlich wahr.
In der Nähe dieses «Nestes» ist eine Art Campingplatz. Man darf sich dabei jedoch nicht zu viel vorstellen, schliesslich sind wir in der Wüste. Ausser einem Schild, welches auf den Platz hinweist, ist da nichts. Kein Wasser, keine Toiletten und auch sonst keine Annehmlichkeiten. Nur ein auseinander fallender Wohnwagen. Aus diesem steigt ein alter Mann. Offensichtlich wohnt er hier. Er begrüsst uns freundlich und warnt uns vor plötzlich aufkommenden «wirklich heftigen» Winden. Naja, da es windstill ist, macht sich Oli darüber nicht allzu viele Gedanken. Minuten später ist die Sonne hinter dem Horizont verschwunden, und wir hören plötzlich ein heftiges Rauschen. Au Backe: Tatsächlich ein Sandsturm. Unser Zelt, kein billiges Iglu-Dingsbums, sondern eigentlich ein Expeditionszelt, wird extrem durchgeschüttelt und einige der in den Boden gerammten Erdnägel fliegen uns bald schon um die Ohren. Mein Ehemann also in Unterhosen, aber mit Hammer bewaffnet, wieder raus, um das Zelt besser zu sichern. Keine Stunde später ist der Spuck – besser gesagt der Wind – vorbei. Was er hinterlassen hat, bleibt uns jedoch noch länger erhalten: Alles ist mit weissem Pudersand überzogen. Und zwar ungeachtet, ob im oder ausserhalb vom Zelt, und auch egal, ob auf oder in der Hose.
Wir haben uns den Abend in der Wüste doch viel romantischer vorgestellt. Ganz alleine unter dem phantastischen Sternenhimmel. Stattdessen ist die Stimmung ziemlich mies, denn zum Waschen ist unser Wasser zu kostbar. Es ist heiss, und alles was man anfasst, ist schmutzig und klebrig.
Einschub von Oliver:
Während wir am ersten der zwei Tage immer weiter in die Wüste hineinfahren, realisiere ich ganz heimlich, dass ich wohl etwas älter geworden bin. Na, das muss ich wohl erklären.
Denkweise früher: Unsere Route durch die Wüste bis zur nächsten Wegkreuzung einer grösseren Strasse mit Tankstelle beträgt 250 Meilen (etwa 400 km). Der Treibstoff reicht erfahrungsgemäss für 280 Meilen. Ergo: Kein Problem, also los . . .
Denkweise heute, die mir jetzt durch den Kopf geht: Gleiche Ausgangslage. Was aber, wenn wir NACH der Hälfte des Weges umkehren müssen, weil die Piste unpassierbar ist (wie oft schon vorgekommen)?Zurück reicht dann das Benzin nicht mehr. Und mit unseren 4 Litern Wasservorrat läuft es sich sehr unangenehm 200 km oder mehr durch die Wüste. Ich musste die Grübelei schliesslich bewusst verdrängen, sonst hätte ich nicht weiter fahren können. Wohl war mir aber bei diesem Abenteuer nicht mehr.
Auf jeden Fall hat unsere geplante Route für einmal (fast) perfekt funktioniert und wir haben die grosse Strasse dort gekreuzt, wo es geplant war. Als sie in Sichtweite gekommen ist war ich zunächst erleichtert. Ausser ein paar Sandlöcher, die uns das Fürchten lernten ging alles gut. Doch auf den letzten 100 Metern machten wir dann doch noch grosse Augen: Die Tankstelle und das Motel – die einzigen zwei Gebäude weit und breit – sind verlassen und verlottert. Sch-sch-sch-sch . . .ade! Unsere Route würde eigentlich auf der andern Strassenseite wieder in die einsame Wüste führen. Aber ohne neues Benzin ist daran nicht zu denken. Kriesensitzung. Es bleibt nichts anderes übrig als die geplante Route abzubrechen und auf der grossen Strasse nach Ely zu fahren. Ely, auf dem berühmten Highway 50. Auf Schildern steht da "The Loneliest Road in America". So ein Blödsinn, denke ich mir. Die sollen mal die sicheren Highways verlassen. Dann entdecken sie, was einsame Strassen sind.
StartFragment
After Moab we visit Goblin Valley. Thousands of natural built small sandstone figures stand all over the place. Sometimes we see faces with hats, and from behind that figure looks like a delphin. No rules for fantasy.
Some days later:
Ever heard of Pony-Express Trail? This postal service started 1860 and ended in 1861. The route from Missouri over the Rocky Mountains to California was more than 1900 miles long. The riders must have been not older than 18 years old, strong and coolly, ready to face exertions and death anytime. There were more than 150 places where they changed horses very quickly before going on for the next 80 miles.The whole tour lasted 8 days, it took 7 days for the fastest ones.
We made a two-day-offroad trip through the desert from west Utah to north east Nevada, always along possible nearby the original Pony-Express Trail. So now we can imagine what these guys went through. Mountains, large desert valleys, hot during the day and ice cold nights. Thursty, hungry, lonely and always afraid of losing the horse and their own life, and of bandits.
The first evening we pass a few houses and lots of cows. If these people living here have to go shopping, they drive at least 88 miles on dusty roads to get to the next grocery store. And if they receive mail, there's not a guy on a horse bringing it, no, it will be FedEx or UPS!!!!! Really true.
Near this "nest" there was a kind of a campground. Don't expect too much, after all we are in the desert. Except the sign which shows that here must be a place to stay there is nothing. No water, no restrooms nor other conveniences. Only an old RV falling apart. An old man got out; obviously he's living here. He comes towards us and talks very friendly. And he warns us on the really heavy winds starting soon. Well, as there was no wind at all Oli didn't bother. Minutes later with the sunset we here a rushing. Damn, a sandstorm is coming up. Our tent, which is an expensive expedition tent, suddenly was shaken thoroughly and soon all the tent stakes seem to be blown up. In underwear, my husband now jumps out of the tent and tries to better secure the tent with a hammer. And only one hour later the haunting was over. And the left behind was a tent covered outside and inside with white silt, inclusive pants and all the other stuff packed in the awning.
We were looking forward to a romantic night in the desert with a sky full of stars. But nope. Instead our mood was marred, and our drinking water we didn't want to use for cleaning, it's too precious. It's hot, and all we touch is dirty and sticky.
Words from Oliver:
Driving into desert on the first day I realise on the quiet that I'm getting older. I have to explain this now.
Way of thinking years ago: Our route leads through the desert, and the next crossing with a gas station is 250 miles away. The gas is sufficient for about 280 miles. Means, no problem at all, so let's go.
Way of thinking nowadays: Same initial position. But what if we have to turn after half way, because the road is impassable (happens sometimes)? In this situation the gas will run out. And with our only 1 gallon of water we cannot cross the desert by foot. I couldn't go on without blocking out these thoughts. But I wasn't comfortable at all.
But not a problem at all. Oli had planned almost very well, we crossed where we ment to be. As soon as we saw the crossing we were very relieved. Except some sandholes which were scary we were ok. But just some feet before arriving there we didn't belief our eyes: The gas station and the motel - the only buildings far around - were abandoned and ruined. F....! Our ongoing route would have leaded us further on across the gas station. We couldn't do anything else than to change our plans and to take the highway to Ely. This town is on Hwy 50. Signs say "The loneliest road in America". What a nonsense! They should leave this highway and then they will see what lonely roads feel like.
EndFragment
EndFragment